Divinity: Original Sin 2 kommt wie sein Vorgänger aus dem Hause der Larian Studios. Um es vorwegzunehmen: ja, es gibt einen Vorgänger, Kenntnisse aus oder über diesen sind jedoch nicht erforderlich um den zweiten Teil genießen zu können.

Wie Pillars of Eternity ist Divinity: Original Sin 2 ein klassisches Rollenspiel. Das heißt, man steuert nicht einen Helden, sondern eine Gruppe. Die Charaktere in dieser Gruppe sind keine austauschbaren KI-Begleiter, sondern warten mit ihrer eigenen (Hintergrund-)Geschichte auf und streuen Ihre Ansichten zu Geschehnissen im Laufe des Spiels auch gelegentlich ein. Jeder Begleiter bringt eine eigene Quest Reihe mit sich und über den Dialog lässt sich die Beziehung zu ihm vertiefen-durch manche Handlungen oder Entscheidungen kann die Sympathie aber auch abnehmen. Wie sich bereits erahnen lässt, ist Divinity: Original Sin 2 ein textlastiges Spiel. Natürlich kann man sich schnell durch die Konversationen klicken und gefundene Bücher oder Tagebücher ignorieren, so verpasst man aber einen Großteil der Hintergrundgeschichte und den Charme der Welt. Bisher sind die Dialoge noch nicht vertont und auch nur auf Englisch, wobei sich letzteres ab dem 14. September ändern wird. Wer trotzdem schon jetzt gerne Spielen möchte, der sollte Englischkenntnisse mitbringen, auch wenn ein Grundverständnis ausreicht, um die grobe Aussage der einzelnen Textpassagen zu erfassen.

Abseits der Dialoge wartet eine spannende Welt darauf erkundet zu werden. Den ersten Akt (und damit den zur Zeit spielbaren Bereich) bestreiten wir auf einer Insel. Auf dieser Insel werden Magiebegabte gefangenengehalten und es liegt an unserer Heldengruppe, einen Weg zu finden, von dieser zu entkommen. Das ist der grobe Rahmen der Geschichte, klingt soweit mäßig spannend, aber wer auch abseits des Weges schaut, der wird erkennen, dass sich aus diesem roten Faden in ein Netz aus Wegen entspinnt. All diese Wege enden zwar immer am selben Ziel, es lohnt sich aber auch mal einen Seitenweg zu nehmen und so die tolle Atmosphäre des Spiels aufzusaugen und die wirklich schön gestaltete Insel zu bewundern. So findet man nicht nur verborgene Höhlen oder Keller, sondern auch Nebenquests, die die Gründe für unseren Aufenthalt auf der Insel etwas klarer werden lassen.

Kämpfe laufen in Runden ab. Jedem Gruppenmitglied und Gegner steht für den Einsatz seiner Fähigkeiten, Angriffe oder für seine Bewegung eine gewisse Anzahl an Aktionspunkten pro Kampfrunde zur Verfügung. Über den Initativwert unserer Helden bestimmen wir, wer wann in den Kampf eingreifen darf. Verschiedene Talente und Zauber lassen sich kombinieren, besonders die Zauber stechen hier hervor. Sie beruhen auf den Elementen und ihre Kombination kann einen Kampf manchmal zu den eigenen Gunsten kippen lassen. Ein Zauberer ist so in der Lage Wasser mit einem Blitz unter Strom zu setzen, es gefrieren zu lassen und mit sich die im Wasser stehenden Gegner oder er lässt es mit einem Feuerzauber verdunsten und verbirgt im so entstandenen Nebel die eigenen Helden vor den Fernkämpfern des Gegners. Für mich ist der Kampf der heimliche Star Spiels, da er so viele Lösungswege bietet und zum Experimentieren einlädt.

Grafik und Sound sind sehr stimmungsvoll und gut gelungen. Ja, die Grafik wird mit ihren bunten Farben nicht jedermanns Geschmack treffen, aber für mich kreiert sie eine Welt mit Wohlfühlfaktor. Der Sound ist sehr gut abgemischt, untermalt die jeweilige Stimmung ohne aufdringlich zu werden.

Insgesamt kann ich Divinity: Original Sin 2 nur absolut empfehlen. Ich habe im ersten Akt bereits 45 Stunden verbracht und ich freue mich die Welt weiter (oder jetzt erst richtig) erkunden zu dürfen – vor allem gemeinsam mit Freunden wird dies zu einem großen Spaß und kleinen Ereignis. Man wird nicht nur die Geschichte gemeinsam erleben können, sondern es gibt auch einen Gamemaster Modus, in dem ein Spielleiter seine ganz eigene Geschichte für seine Gruppe umsetzen kann. Für mich stimmt bei diesem Spiel einfach alles und es erinnert mich daran, dass Spiele so viel mehr sein können als das Hack‘n‘Slay und Farmen eines Diablos.