„Liminal Department“ gehört zu einer noch recht kleinen, aber faszinierenden Gattung von Spielen: den sogenannten Anomalie-Spielen. Dieses Genre lebt vom genauen Beobachten, Erinnern und Vergleichen. Ich selbst bin erst kürzlich damit in Berührung gekommen – und frage mich seitdem, warum ich es nicht schon viel früher entdeckt habe. Es ist diese besondere Mischung aus Konzentration, Nervenkitzel und subtiler Horroratmosphäre, die mich sofort gepackt hat. Und genau hier liefert „Liminal Department“ ein starkes Beispiel dafür, wie fesselnd ein Spiel sein kann, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt.

Das Grundprinzip ist schnell erklärt: Man bewegt sich durch eine Etage eines verlassenen Gebäudes – in diesem Fall ein Krankenhaus – und muss dabei Veränderungen in der Umgebung aufspüren. Insgesamt 60 verschiedene Anomalien können auftreten. Manche davon springen einem förmlich ins Gesicht: Plötzlich geht das Licht aus, ein Raum ist in rotes Licht getaucht oder ein Objekt steht völlig deplatziert im Flur.

Doch viele Änderungen sind viel subtiler – etwa ein leicht verschobenes Bild, ein verschwundener Stuhl oder eine kaum wahrnehmbare Farbveränderung. Diese Kleinigkeiten sind es, die das Spiel richtig anspruchsvoll machen. Es geht nicht nur darum, Dinge zu erkennen, sondern auch darum, sich vorher gemerkt zu haben, wie sie eigentlich ausgesehen haben. Und genau das ist der eigentliche Reiz.

Die Spielmechanik setzt zusätzlich Druck auf den Spieler: Wer eine falsche Entscheidung trifft – etwa am Ende eines Durchgangs die falsche Anomalie auswählt –, wird zurück an den Anfang geworfen. Das kann mitunter frustrierend sein, besonders wenn man bereits mehrere Räume erfolgreich analysiert hat. Aber genau dieses Prinzip sorgt auch für Langzeitmotivation. Jeder Fehlschlag bringt einen einen Schritt näher zur Lösung – weil man dazulernt, aufmerksamer wird und sich beim nächsten Mal besser erinnert.

Nach mehreren Versuchen entwickelt sich ein gewisser Spielfluss. Man erkennt bestimmte Anomalien schneller, weiß, worauf man achten muss, und beginnt, das Spielsystem wirklich zu durchdringen.

Was das Spielerlebnis zusätzlich intensiviert, ist das Setting: Ein leerer Krankenhausflur, sterile Räume, kaltes Licht, kaum Geräusche. Dieses liminale Setting – also ein Ort „dazwischen“, der weder eindeutig verlassen noch eindeutig belebt ist – wird perfekt eingefangen. Gerade zu Beginn fühlt man sich unwohl, fast schon überwacht. Man zögert, sich zu bewegen, aus Angst, etwas zu übersehen oder versehentlich eine falsche Entscheidung zu treffen.

Diese Atmosphäre ist meiner Meinung nach einer der größten Pluspunkte des Spiels. Sie erzeugt ein konstantes Grundgefühl von Unsicherheit, ohne auf Jumpscares oder platte Schockeffekte zurückzugreifen.

Mit einem Preis von aktuell 4,99 € ist „Liminal Department“ klar im Budget-Segment angesiedelt. Dafür bekommt man ein intensives Spielerlebnis, das – obwohl in der Gesamtspielzeit eher kurz – durch seine Wiederspielbarkeit, den Lernfaktor und die Atmosphäre überzeugt. Wer Spaß daran hat, sich in Details zu verlieren, die Umgebung Stück für Stück zu analysieren und kleine Veränderungen zu erkennen, wird hier auf jeden Fall gut unterhalten.

„Liminal Department“ ist kein Spiel für die schnelle Action zwischendurch. Es ist ein Spiel für ruhige Stunden, in denen man bereit ist, genau hinzuschauen, sich herausfordern zu lassen – und sich auf eine unheimliche, beinahe hypnotische Atmosphäre einzulassen.

Für Fans von subtiler Spannung, cleverem Game-Design und dem Wunsch, das eigene Gedächtnis auf die Probe zu stellen, ist dieses Spiel eine klare Empfehlung. Auch wenn es vielleicht nur ein kleines Projekt ist, zeigt es eindrucksvoll, wie stark das Konzept von Anomalie-Games sein kann.

Zu allen meinen Rezensionen

Nice little game, support Indie Devs! Definitely worth the 5 bucks to have an hour+ of fun in this anomaly hunting game.

Fun and challenging anomaly game. Makes me paranoid "was that always there????"